James Bond, angolanisch

Nun hat sich auch der angolanische Schriftsteller Pepetela an einem Kriminalroman versucht. Herausgekommen ist das Amüsanteste und Geistreichste was ich seit langer Zeit gelesen habe. Pepetela, mit bürgerlichem Namen Carlos Maurício Pestana dos Santos, wurde als Sohn weißer Siedler 1941 in Angola geboren. Als Freiheitskämpfer, Schriftsteller und Soziologe (Professor an der Universität in Luanda) ist er einer der führenden geistigen Köpfe seines Landes. Dass er nicht nur sehr klug, sondern auch warmherzig und humorvoll ist, konnten wir bei einer Lesung des Romans im letzten Jahr in der Werkstatt 3 (Ottensen) feststellen.

Worum geht es in dem Roman? Kurz gesagt: um die überraschenden Erfolge des eher tumben Kriminalpraktikanten Jaime Bunda, so genannt nach seinem großen Vorbild James Bond und wegen seines ausladenden Hintern, bei der Aufklärung eines Mordfalles mit Vergewaltigung eines jungen Mädchens. Die Darstellung der Vorgehensweise dieses an Simplizissimus oder andere Toren der Weltliteratur erinnernden Naivlings ist schon erfrischend. Dazu treibt Pepetela ein geistreiches Spiel mit dem Genre Kriminalroman. Das geht von den barocken Kapitelüberschriften bis zu den kleinen Einschüben am Ende des Kapitels, wo sich der Autor mit dem, bzw. den Erzählern herumbalgt (im Epilog entlässt er sogar den Erzähler, um die Geschichte endlich zu Ende zu bringen).

Darüber hinaus erhält der Leser ein intimes und erstaunlich kritisches Bild von der politischen und gesellschaftlichen Situation im heutigen Angola. Mit dem Protagonisten dringt er in den letzten Winkel Luandas, einer Stadt, in der man "leichter eine Kalaschnikow findet als einen ehrlichen Beamten". Die Lektüre lohnt sich also in mehrfacher Hinsicht. Wollen Sie sich also einen Spaß machen, greifen sie zu diesem brillant gemachten Krimi. Und wenn Sie es gerne straight haben, können Sie auch die kursiv gedruckten Geistreicheleien des Autors überschlagen, ohne dass das Verständnis des Buches darunter litte.