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H. Thorau (Hg.): Heimat in der Fremde / Pátria em terra alheia

Rezension von Reiner Drees

Dieses Buch dokumentiert die Ergebnisse eines interdisziplinären Kolloquiums, das 2005 am Portugalzentrum der Universität Trier in Zusammenarbeit mit der Universität Luxemburg als "7. Deutsch-Portugiesische Arbeitsgespräche" stattfand. Der Herausgeber ist Professor für Portugiesische Kulturwissenschaft und Leiter des Portugalzentrums an der Universität Trier. Im Dezember 2006 wurde er mit dem Ordem Mérito Cultural des Jahres 2006 ausgezeichnet, eine der bedeutendsten Ehrungen der brasilianischen Bundesregierung.

Die 10 portugiesisch- und 19 deutschsprachigen Beiträge beleuchten die weitreichenden historischen, sozialen und kulturellen Folgen von Emigration und Immigration. Nicht immer werden Antworten auf die aufgeworfenen Fragen gegeben, und nicht immer sind die gegebenen Antworten abschließend, aber das ist bei dieser Thematik und dem Charakter von Arbeitsgesprächen eher von Vorteil: Die Leserinnen und Leser werden in jedem Fall für Migrationsgründe und -folgen sensibilisiert und erhalten Denkanstöße für weitere Forschungsarbeiten (so sie an den Arbeitsgesprächen teilnehmen) oder für den Umgang mit der Thematik im eigenen persönlichen Umfeld.

Aus den Texten lassen sich die Ursachen des Heimatverlustes wie politisches Exil und Armutsmigration erkennen, aus anderen beispielhaft, wie die "Heimat in der Fremde" er- und auch künstlerisch verarbeitet wird, einschließlich einer Darstellung von Problemen bei Rückkehr aus der Fremde (Remigration), mit der eine Heimatlosigkeit oft nicht aufgehoben, sondern von den Rückkehrern - durch zwischenzeitliche "Kontaminierung mit der Fremde" - als Entwurzeltsein umso stärker empfunden wird. Neben Problemen findet man aber ebenso Hinweise auf mögliche Bereicherungen aufgrund des Lebens in zwei Kulturkreisen einschließlich doppelter Sprachkompetenz.

Interesse vorausgesetzt, ist das Buch auch für die nicht wissenschaftlich vorbelasteten Leserinnen und Leser lesenswert, was sich an dem Beitrag von Cristina Flores (Universidade do Minho) über Zweisprachigkeit und Identität (mit Interviews aus dem Forschungsprojekt zum bilingualismo luso-alemão) besonders gut veranschaulichen lässt - eine der Antworten zur Identität lautete: "Ich finde, ich bin dreißig Prozent deutsch und 70 Prozent portugiesisch".

Als Dokumentation von Arbeitsgesprächen und angesichts des Preises wird die Nachfrage nach diesem Buch wohl begrenzt bleiben. Schade, eigentlich.







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Portugal-Post Nr. 40 / 2007


Henry Thorau: Heimat in der Fremde / Pátria em terra alheia
Verlag Walter Frey, Berlin: 2007 (edition tranvía),
464 Seiten, EUR 49,80
ISBN: 978-3-938944-06-6